Wandel im Einzelhandel

Schon länger beeinflusst die Digitalisierung unser Handeln in verschiedenster Weise. Immer stärkerer Beliebtheit erfreut sich der Online-Handel, welcher für den Konsumenten als angenehme Alternative zum Shopping in den Einkaufsstraßen, für den Einzelhändler aber auch als ernsthafte Konkurrenz empfunden wird.

Vieles hört man mittlerweile zum bevorstehenden Untergang des stationären Handels bedingt durch Online-Shops. Da kann es schon eine Herausforderung werden, sich zwischen all dem Unmut und den schlechten Prophezeiungen ein eigenes Bild zu machen. Wenn man den Medien Glauben schenkt, werden Online-Shops als starke Konkurrenz, gar als Bedrohung für den Einzelhandel angesehen. Tatsächlich ist es jedoch so, dass sich grundsätzlich ein Drittel aller Deutschen gegen Shopping auf Online-Plattformen ausspricht. Selbst bei den unter 50-Jährigen sind es circa 23 %, welche ausschließlich auf den stationären Handel setzen. Nicht verwunderlich, denn der Online-Handel ist längst nicht so gefährlich, wie er dargestellt wird, wenn man sich auf die reinen Fakten beschränkt: Bereits im Jahr 1997 konnten Versandhändler einen Umsatz von 21.0 Mrd. EUR (umgerechnet von DM in EUR) erzielen. Im Jahr 2017 nennt die Statistik im E-Commerce einen Umsatz von 58,5 Mrd. EUR. Im Vergleich zum geschätzten Gesamt-Handelsumsatz von 523 Mrd. EUR nimmt der Online-Handel also nur einen Anteil von 11,19 % ein.

Laut der Studie „Einkaufswelten 2017“ der Teambank wurde das Kaufverhalten von 1.004 Menschen zwischen 18 und 79 Jahren abgefragt. Die Auswertung dieser Studie ergab, dass Kunden, die schon einmal in Kontakt mit dem Online-Handel standen durchaus kritischer gegenüber dem stationären Handel sind, da sie im Web den direkten Vergleich hinsichtlich der Warenvorräte, Produktinformationen und Übersichtlichkeit haben. Die Ergebnisse zeigten aber auch deutlich, dass teure und komplexe Produkte häufiger in Läden gekauft werden als im Internet. Besonders bei Möbeln, Kleidung und Schuhen wird Wert darauf gelegt, einen realen Eindruck zu gewinnen. Genauso hat man bei Haushaltsgeräten und Unterhaltungselektronik den Wunsch sich von einem Verkäufer beraten zu lassen und in seiner Kaufentscheidung unterstützt zu werden. Hier liegt der große Vorteil des Einzelhändlers den der Online-Handel nicht hergeben kann: Die sympathische und authentische Beratung durch einen geschulten Verkäufer wird durch Kunden nach wie vor am meisten geschätzt, wie diese Studie belegt.

Dennoch hat die Digitalisierung einen starken Einfluss auf die Einzelhändler. Besonders die jungen Konsumenten machen keinen Unterschied mehr. Sie haben sowohl online als auch offline gleiche Erwartungen. Im Gegensatz zur großen Warenauswahl, detaillierten Produktinformationen und diversen Zahlungsmöglichkeiten in Online-Shops, setzen viele Einzelhändler und Filialisten aber nach wie vor auf billige Arbeitskräfte, behalten ihre immer gleichen Verkaufskonzepte bei und vertrauen auf ihren bleibenden Kundenstamm. Für diese stellt es meist eine Herausforderung dar, sich den wandelnden Bedürfnissen der Konsumgesellschaft anzupassen und aus ihrer bisherigen Komfort-Zone herauszukommen.

Der Trend geht zu kreativen und geschulten Verkäufern, welche empathisch handeln und Emotionen beim Käufer wecken, indem sie zudem mit Fachkenntnissen überzeugen. Der Kunde erwartet ein wahres Einkaufserlebnis und beschränkt sich nicht mehr auf den bloßen Konsum. Der erfolgreiche Einzelhändler muss Entertainment bieten können. Nur so wird er sich im Wettbewerb gegen den Online-Handel weiterhin behaupten und durchsetzen können.

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